Interview mit Dr. Michael Illig,
Direktor der ME-LE Akademie
Als Direktor der ME-LE Akademie pendeln Sie derzeit regelmäßig zwischen Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern und Uberlândia im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Hat das mit dem steigenden Interesse Brasiliens am Thema Biogas zu tun?
Eindeutig ja. Brasilien gewinnt seinen Strom hauptsächlich durch Wasserkraft. Sehr oft reichen jedoch die Wasserreserven nicht aus, so dass es zu Engpässen in der Stromversorgung von Industrie und Haushalten kommt. Die Alternative ist Biostrom. Inputstoffe sind reichlich vorhanden. Die Viehbestände sind riesig, Substrate wie Schweinegülle und hervorragend geeignet. Die wenigen vorhandenen Anlagen sind allerdings oft technisch nicht in der Lage, Strom zu erzeugen. Biogas geht nur theoretisch und praktisch. Deshalb unser Ausbildungsprojekt mit 1.030 Stunden Vorlesung, Seminaren und Online-Studium in Brasilien vor Ort!Wie ist dieses Ausbildungsprojekt entstanden? Wer sind dabei die wichtigsten Partner?
Die Projektidee ist eine gemeinsame Initiative von ME-LE Biogas und Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien-Deutschland. 2017 wurde das Projekt durch die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft bewilligt. In Brasilien sind unsere Partner der Nationale Dienst für die Industrieausbildung SENAI und das Bildungsministerium in Brasília.Das Projekt ist offiziell im Juni vergangenen Jahres gestartet. Doch der 30. Januar 2018 war für den Kurs und auch für Sie persönlich ein ganz spezielles Datum …
Für mich als Direktor der ME-LE Akademie und als Naturwissenschaftler des Faches Biochemie war dieser Tag ein persönlicher Höhepunkt. Auf einem Fachsymposium zum Thema „Biogas und regionale Entwicklung“ des Industrieverbandes von Minas Gerais erhielt ich eine Gastprofessur des Bundesinstituts für Bildung, Wissenschaft und Technologie (IFTM) Uberlândia. Meine Kursteilnehmer waren dabei - 27 Professorinnen und Professoren von 15 verschiedenen Universitäten – und etwa 120 Gäste aus Politik, Wirtschaft sowie von Bildungseinrichtungen. Ich habe mich sehr gefreut, dass auch meine Frau bei diesem Ereignis anwesend sein konnte.An den Kursen der ME-LE Akademie haben bereits Hunderte Fachleute aus Deutschland und dem Ausland teilgenommen – darunter aus China, Vietnam und der Türkei. Was ist das nun Besondere an der Zusammenarbeit mit den brasilianischen Kursteilnehmern?
Die Kursteilnehmer sind hochmotiviert und fordern mich sehr - sieben Stunden Vorlesung und Seminar täglich. Neben ihrer tollen Motivation schätze ich vor allem ihre hohe menschliche Qualität. Uns verbindet nicht nur die gemeinsame Arbeit, auch die Freizeit wird gemeinsam gestaltet. Alles in allem also ein „Eldorado“ für jeden Lehrer!Wie ist der Abschluss des Kurses im Oktober 2018 geplant?
Das 8. Modul wird ein Kurzpraktikum in einer neu gestalteten Biogasanlage im Bundesstaat Paraná sein – einem deutsch-brasilianischen Bauprojekt. Darüber hinaus gibt es noch eine Abschlussveranstaltung im Bildungsministerium in Brasilia. Hier erhalten die Teilnehmer ihr Abschlusszertifikat.Vielen Dank für das Interview!