WWZ-Interview mit Dr. Stefan Rudolph

Staatssekretär Dr. Stefan RudolphDr. Stefan Rudolph, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommerns

Herr Staatssekretär, wie würden Sie die Ergebnisse Ihrer Reise in die brasilianischen Bundesstaaten Minas Gerais und Santa Catarina zusammenfassen?

Wir haben während unserer Reise großes Interesse gespürt, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern und Brasilien zu vertiefen. So konnten wir im Bundesstaat Minas Gerais mit Vertretern der Landesregierung und der Wirtschaft eine gemeinsame Absichtserklärung zur Intensivierung gemeinsamer Projekte unterzeichnen. Darüber hinaus wurden konkrete Projekte für rund zehn Millionen Euro gezeichnet, an denen die Wirtschaft aus Mecklenburg-Vorpommern beteiligt ist. Weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit wollen wir auf einem „Wirtschaftstag Minas Gerais“ Anfang 2018 in Mecklenburg-Vorpommern ausloten. Ganz generell haben wir festgestellt, dass beide Seiten in vielen Bereichen an denselben Themen arbeiten – zum Beispiel bei den Erneuerbaren Energien und bei der Abfall-Logistik.

Mecklenburg-Vorpommern verfügt über ein umfangreiches Know-how bei der Nutzung Erneuerbarer Energien. Welches Interesse hat Brasilien daran?

In Brasilien steigt aufgrund zunehmender Strompreise bei den Unternehmen die Nachfrage nach einer eigenen Energieerzeugung. Wichtig sind insbesondere Wärmebereitstellung und die grundlastfähige Stromerzeugung. Gerade auf diesen Gebieten verfügt Mecklenburg-Vorpommern über eine hohe Kompetenz. So werden bei uns derzeit Biomasseheizkraftwerke mit 58 Megawatt elektrischer und 260 Megawatt thermischer Leistung betrieben. Diese Anlagen sparen rund 280.000 Tonnen Erdgas und Öl und reduzieren den Ausstoß von Kohlendioxid um rund 770.000 Tonnen pro Jahr. Das heimische Know-how soll künftig noch umfangreicher in Brasilien eingesetzt werden – wertschöpfend und umweltschützend.

Zur offiziellen Delegation aus Mecklenburg-Vorpommern gehörten auch zwei Vertreter des WWZ-BD. Wie schätzen Sie die Zusammenarbeit mit dem in Berlin ansässigen Verein ein?

Wir unterhalten schon seit vielen Jahren enge Kontakte zum Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien-Deutschland. Gemeinsam mit dem WWZ-BD haben wir zum Beispiel Unternehmerreisen nach Brasilien und Besuche brasilianischer Gäste in Mecklenburg-Vorpommern organisiert. So waren zum Beispiel im Oktober vergangenen Jahres brasilianische Gasexperten bei uns zu Gast und haben verschiedene Anlagen zur Abfallverwertung und Biogasanlagen besichtigt. Wie wir erfahren haben, sind Ergebnisse dieser Reise bereits in die brasilianischen Zertifizierungsverfahren für Biogas eingeflossen. Für unsere Brasilien-Kontakte bleibt das WWZ-BD auch in Zukunft ein wichtiger Partner.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage. Was hat Sie während Ihrer Brasilienreise am meisten überrascht und berührt?

Die Anerkennung Deutschlands in Brasilien ist allenthalben zu spüren. Das ist eine wohltuende Erfahrung. Und der Stolz der Brasilianer auf ihr Land ist groß. Da können andere noch viel lernen.