Erneuerbare Energien in Brasilien

Bei der Ausbildung wird jetzt „Gas gegeben“

Deutsch-brasilianisches Projekt zur Qualifizierung von Biogas-Experten erfolgreich gestartet

Uberlândia, 1. März 2018 – Beim deutsch-brasilianischen Kooperationsprojekt zur Ausbildung von Biogas-Experten wird jetzt im doppelten Sinne des Wortes „Gas gegeben“. Während für 27 künftige Dozenten und Trainer derzeit in Uberlândia (Bundesstaat Minas Gerais) die zweite Präsenzphase läuft, kommt parallel dazu der Aufbau einer landesweiten E-Learning-Plattform zu Thema Biogas zügig voran. In diesem Monat startet außerdem das „Repowering“ einer Biogasanlage im Bundesstaat Paraná, die in der abschließenden Praxisphase für Test- und Ausbildungszwecke genutzt wird.

Für diese neue Qualität bilateraler Zusammenarbeit sorgen die ME-LE Energietechnik GmbH aus Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern), das brasilianische Bildungsministerium und der Nationale Ausbildungsdienst für die Industrie (SENAI). Partner von deutscher Seite sind außerdem die KfW-Tochter Deutsche Entwicklungsgesellschaft (DEG) und das Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien-Deutschland (WWZ-BD) e.V. Für den Ausbildungsteil des Projekts zeichnet die ME-LE Akademie verantwortlich.

Multiplikatoren für neue Technologien

Die Teilnehmer des ersten Kurses sind vorwiegend Dozentinnen und Dozenten naturwissenschaftlicher Fächer an brasilianischen Universitäten sowie Hoch- und Fachschulen. Sie kommen aus 15 Bundesstaaten und wurden von Bildungsministerium und SENAI ausgewählt. Nach Abschluss dieser Ausbildung im Oktober folgt ein zweiter Kurs für Biogastechniker. Vom Einsatz dieser Multiplikatoren und einer möglichst breiten Nutzung der E-Learning-Plattform verspricht sich die brasilianische Seite einen deutlichen Qualifizierungsschub auf diesem Gebiet der Erneuerbaren Energien.

"Die Partnerschaft mit ME-LE ist sehr wichtig und zielt auf eine stärkere Integration zwischen unserem Bildungsnetzwerk und dem produktiven Sektor", betont Romero Portella Raposo Filho, Direktor im Sekretariat für berufliche, wissenschaftliche und technologische Ausbildung (Setec) des brasilianischen Bildungsministeriums. "Indem wir die Türen zu einem Technologiezentrum wie ME-LE geöffnet haben, bieten wir einen praxisorientierten Unterricht, von dem neben den Schülern auch unsere Lehrer profitieren.“

Dr. Michael Illig, Direktor der ME-LE Akademie: „Biogas geht nur theoretisch und praktisch. Deshalb findet unser Ausbildungsprojekt mit 1.030 Stunden Vorlesungen, Seminaren und Online-Studium sowie dem Praktikum in Brasilien vor Ort statt. Die Kombination aus deutschem Know-how und konkreten brasilianischen Erfahrungen ist uns dabei besonders wichtig. An den Kursteilnehmern schätze ich nicht nur ihre hohe Motivation, sondern auch ihre menschliche Qualität.“

Am 30. Januar erhielt Dr. Illig im Rahmen eines internationalen Biogas-Seminars in Uberlândia eine Gastprofessur des Bundesinstituts für Bildung, Wissenschaft und Technologie (IFTM) von Minas Gerais.

Großes Potential für Biogas in Brasilien

Camila D’Aquino, Exekutivsekretärin des brasilianischen Biogasverbandes Abiogás, erklärte bei dieser Veranstaltung mit 150 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Bildung: Brasilien verfügt über das größte Potential für die Biogasproduktion in der Welt. Biogas in Brasilien ist wettbewerbsfähig und braucht – anders als in europäischen Ländern – keine Subventionen. Was wir aber brauchen, ist Wissen und technische Ausstattung.“ Das brasilianische Institut für Energieforschung zähle Biogas für die nächsten zehn Jahre zu den wichtigen Bestandteilen im Energiemix des Landes.

„Brasilien gewinnt seinen Strom derzeit hauptsächlich durch Wasserkraft“, so Dr. Michael Illig. Sehr oft reichen jedoch die Wasserreserven nicht aus, so dass es zu Engpässen in der Stromversorgung von Industrie und Haushalten kommt. Die Alternative ist Biostrom. Inputstoffe sind reichlich vorhanden. Die Viehbestände sind riesig, Substrate wie Schweinegülle und Hühnermist sind hervorragend geeignet. Die wenigen vorhandenen Anlagen sind allerdings oft technisch nicht in der Lage, Strom zu erzeugen. Hier setzen wir mit unserem Projekt an.“ Aus Sicht des regionalen Präsidenten des Industrieverbandes FIEMG, Everton Magalhães, hat das Biogas-Seminar vom 30. Januar die Bedeutung von Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz für die Unternehmen wie auch für die Kommunalverwaltungen aufgezeigt. „Energieeffizienz ist eine wichtige Säule für die Industrie 4.0 und für die Internationalisierung der Unternehmen, für die Gewinnung von neuen Partnern und Investitionen.“

Neue Plattform für E-Learning stark nachgefragt

Der Ausbildungskurs ist so konzipiert, dass pro Modul ungefähr eine Woche Präsenzseminare und Konsultationsphasen und drei bis vier weitere Wochen für eine inhaltliche Nachbearbeitung mit Online–Support angeboten werden. Dazu dient eine E-Learning-Plattform, die ausgearbeitete Lerninhalte, Arbeitsmaterialien, Präsentationen und eine Reihe von Lernvideos beinhaltet und eine damit eine passende Ergänzung zur Präsenzphase darstellt.

Neben der kostenfreien Freischaltung für die Kursteilnehmer soll diese Form des E-Learnings in naher Zukunft auch Lernwilligen im ganzen Land zugänglich gemacht werden. Das Interesse ist groß, denn noch bevor die Vermarktung der neuen Plattform überhaupt begonnen hat, liegen dafür bereits mehr als 100 Anmeldungen vor.

Zur Biogasproduktion in Deutschland und Brasilien

Deutschland verfügt nicht nur über rund 9.000 Biogasanlagen, sondern auch über eine jahrzehntelange Erfahrung bei der Produktion von Strom, Wärme, Gas oder Treibstoff aus diesen Anlagen. Beim Beitrag der Erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung in Deutschland nimmt Biomasse nach der Windkraft den zweiten Platz ein. Mit der installierten Leistung von 4.000 MW können 9 Millionen Haushalte versorgt werden. Nach Angaben des Fachverbandes Biogas beträgt die CO2-Einsparung circa 21 Millionen Tonnen. Im Jahr 2016 lag der Umsatz der deutschen Biogasbranche bei etwa 8 Milliarden Euro.

Brasilien gehört weltweit zu den führenden Ländern bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Dafür ist vor allem der hohe Anteil von Wasserkraft am Energiemix verantwortlich. Auch bei Produktion und Einsatz von Biokraftstoff verfügt das Land über umfangreiche Erfahrungen. Zwar gibt es inzwischen mehrere Tausend Biogasanlagen, vor allem auf Deponien und in der Viehzucht, doch die wenigsten davon sind zur Stromproduktion geeignet. Dem enormen Potential des Landes bei Substraten aus der Zuckerindustrie, der Land- und Viehwirtschaft sowie der Abfallwirtschaft steht ein deutlicher Nachholbedarf bei modernen Technologien und bei der Ausbildung von Fachkräften entgegen. Darauf reagiert die brasilianische Regierung unter anderem mit einer Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit.

Über die ME-LE Gruppe

Die Firma ME-LE wurde 1990 in Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern) mit 70 Mitarbeitern gegründet. Heute gehören rund 550 Mitarbeiter im In- und Ausland zur Unternehmensgruppe. ME-LE unterhält unter anderem Niederlassungen in  Uberlândia (Brasilien) und Changsha (VR China). Die Kernkompetenz des Unternehmens besteht im Anlagenbau sowie der Wärme- und Energietechnik, der Gruppenumsatz lag im Jahr 2016 bei ca. 70 Millionen Euro. Zur Firmengruppe gehören unter anderem die ME-LE Energietechnik und ME-LE Biogas, das Institut für Biogastechnologie und die ME-LE Akademie. Die Akademie bietet Seminare und Lehrgänge zur Vertiefung und Ausbildung von Land- und Energiewirten, Lehrkräften, Anlagenmanagern sowie Kurse zur Förderung der beruflichen Weiterbildung an. Die Kurse haben bisher mehr als 500 Fachleute aus Deutschland und dem Ausland besucht – darunter aus China. Vietnam und der Türkei.
Mehr unter http://me-le.de/

 


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