Wie eine „Study Tour“ den Gasmarkt verändern kann

WWZ-BD unterstützt Zertifizierungsprozesse in Brasilien

Rio de Janeiro / Berlin, 29. Juni 2017 – Beim Anteil Erneuerbarer Energien am Energiemix nimmt Brasilien weltweit einen Spitzenplatz ein. Das liegt vor allem am großen Beitrag der Wasserkraft. Bei Windkraft und Photovoltaik gibt es deutliche Zuwächse. Dagegen verharrt die Nutzung von Biomethan gewissermaßen noch in den Startlöchern. Dass es dafür in Brasilien ein riesiges Potential gibt, ist längst erkannt. Doch es fehlt bislang nicht nur an den entsprechenden Investitionen, sondern zugleich auch an den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Nutzung bestimmter Substrate.

Für letzteres wurden dieser Tage wieder einige Hürden aus dem Wege geräumt. Im offiziellen Amtsblatt des Bundes erschien am 29. Juni 2017 die Resolution 685 der Nationalen Regulierungsbehörde für Erdöl, Erdgas und Biokraftstoffe (ANP). In dem ausführlichen Fachtext werden die Voraussetzungen und Qualitätskriterien für die Nutzung von Biomethan aus Deponiegas und Klärschlamm genau definiert. Ein wichtiger Schritt, um vorhandene Biogasanlagen rentabler zu machen. Die neuen Regelungen tragen aber vor allem zu einem besseren Investitionsklima in diesem Branchensegment bei. Daran ist auch der deutsche Mittelstand interessiert.

Über die Veröffentlichung der ANP-Resolution hat man sich auch beim Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien-Deutschland (WWZ-BD) in Berlin-Friedrichshain gefreut. Das Zentrum hat sich in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen eines DEG-Projekts zum Gasmarkt im Bundesstaat Santa Catarina auch mit dem Thema Zertifizierung neuer Substrate befasst. Enge Kontakte und ein intensiver Erfahrungsaustausch mit ANP, dem regionalen Gasversorger SC GÁS sowie weiteren Partnern aus Politik und Verwaltung gehörten dazu. Im Oktober vergangenen Jahres besuchte eine Delegation brasilianischer Fachleute Biogasanlagen, Verdichterstationen und Einrichtungen der Abfallwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin.

Über den Zusammenhang zwischen dieser „Study Tour“ und der neuen Resolution sagt Eduardo Barros Neves von der ANP in Rio de Janeiro: „Nach mehreren Studien und Missionen in Großbritannien, organisiert von der britischen Botschaft, und in Deutschland, organisiert vom Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien-Deutschland (WWZ-BD), war es möglich, die Spezifikation für Biomethan aus Mülldeponien und Klärwerken vorzuschlagen. Die Bedeutung der Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure für das Zustandekommen des vorgeschlagenen Regulierungsmodells möchten wir ausdrücklich betonen. Gleichzeitig danken wir für die Organisation der Mission nach Deutschland im Jahr 2016 und für den permanenten Informationsaustausch.“

Für den Geschäftsführenden Vizepräsidenten des WWZ-BD, Rechtsanwalt Hans-Dieter Beuthan, ist das Inkrafttreten der ANP-Resolution ein gutes Beispiel für das Funktionieren deutsch-brasilianischer Zusammenarbeit. „In Brasilien gibt es großes Interesse am technologischen Know-how der deutschen Biogas-Branche. Gleichzeitig suchen gerade deutsche Mittelständler nach Märkten für Produkte und Technologietransfer. Das kann eine Win-win-Situation ergeben - wenn auf beiden Seiten die Rahmenbedingungen stimmen. Genau dafür setzt sich das WWZ-BD ein.“

Mit dem Thema Zertifizierung und Technologietransfer habe das WWZ-BD zum Beispiel auch beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) offene Ohren gefunden. „So konnten wir in den vergangenen beiden Jahren im Rahmen der Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage über die Fortschritte in diesem Prozess berichten“, sagte Beuthan. Dies geschah sowohl in den Meetings der deutsch-brasilianische Agribusiness und Innovationsinitiative als auch in den Sitzungen der Gemischten Regierungskommission zwischen den Ländern. „Dabei ist es uns offenbar gelungen, beide Seiten für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.“

Weitere Informationen zur Studienreise brasilianischer Spezialisten in Deutschland finden Sie unter www.wwz-bd.de


Wir sind mit Büros vertreten in Berlin und Santa Catarina