Thüringer Traditionen zum Genießen
Delegation aus Südbrasilien zu Besuch in der Vereinsbrauerei Apolda – Außenminister Santa Catarinas bedankt sich für thüringische Gastfreundschaft – Ein Nachtrag zu den bilateralen Wirtschaftstagen in Weimar
Dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten, ist eine alte Weisheit und allgemein bekannt. Dass der Genuss Thüringer Spezialitäten aber freundschaftliche Beziehungen mit Brasilien befördern kann, dieser Beweis wurde kürzlich in Apolda erbracht. Zum Abschluss der 34. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage im thüringischen Weimar hatten das Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien-Deutschland (WWZ-BD) und die Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) in die Vereinsbrauerei Apolda eingeladen. Die Delegation des Bundesstaates Santa Catarina zu den Wirtschaftstagen sagte gern zu – nicht zuletzt, weil man neugierig auf die kulinarischen Traditionen der Thüringer war.
Denn in diesem Teil Südbrasiliens wird das Erbe der deutschen Einwanderer noch heute auf vielfältige Weise gepflegt. So findet zum Beispiel in der 350.000-Einwohner-Stadt Blumenau alljährlich das zweitgrößte Oktoberfest der Welt statt, im benachbarten Pomerode das beliebte Pommernfest. Neben bayrischen und pommerschen Traditionen gibt es in Santa Catarina auch Thüringer Spuren. So stammt zum Beispiel der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Brasilien ausgewanderte Naturforscher Johann Friedrich Theodor Müller aus Windischholzhausen bei Erfurt. In Santa Catarina gehörte er dann zu den engsten Weggefährten des deutschen Kolonisten und Stadtgründers Hermann Bruno Otto Blumenau.
Apoldaer Brauerei als wichtiger Wirtschaftsfaktor
Nachdem in Apolda Rechtsanwalt Hans-Dieter Beuthan, Geschäftsführender Vizepräsident des WWZ-BD, und Dr. Stefan Blechschmidt, Direktor Thüringen International der LEG, die Gäste begrüßt hatten, ergriff Detlef Projahn, Geschäftsführender Gesellschafter der Vereinsbrauerei Apolda, Wort und Glas. Er erinnerte daran, dass die mittelständische Privatbrauerei bereits 1887 gegründet wurde und damit eine der ältesten Firmen Apoldas ist. Mit rund 50 Mitarbeitern und einer Jahresproduktion von mehr als 95.000 Hektoliter Bier im Jahr 2015 stelle sie einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region dar. Darauf stießen Gäste und Gastgeber mit einem frisch gezapften Bier an. Thomas Vogel, Vertreter des WWZ-BD in Thüringen, erinnerte bei dieser Gelegenheit daran, dass aus Santa Catarina auch schon Repräsentanten des Fußballclubs Joinville zu Gast in der Vereinsbrauerei waren.
Thüringer Tradition in Dosen
Dass Thüringer Rostbratwurst nicht eine von vielen auch in Brasilien bekannten „salsichas grelhadas“ ist, erläuterte dann Mirco Schwendel, Vorstand der Thüfleiwa AG Apolda. Nicht nur wegen ihres typischen Geschmacks – der inzwischen in vielen Ländern geschätzt wird – sondern weil die Rostbratwurst der Thüfleiwa die einzige ist, die es auch in Dosen gibt. Die frisch gebratenen Würste gab es dann natürlich auch noch …
Delegationsleiter Carlos Adauto, Minister für Internationale Beziehungen des Bundesstaates Santa Catarina, dankte den beiden Apoldaer Unternehmern, der LEG und dem WWZ-BD für das außerordentlich gute und freundschaftliche Treffen sowie für die interessante und zugleich wohlschmeckende Präsentation Thüringer Spezialitäten. Er verwies auf den während der 34. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage unterzeichneten Kooperationsvertrag zwischen Santa Catarina und Thüringen, der eine umfangreiche Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung vorsieht.
Minister Adauto: Unsere Menschen sind sich sehr ähnlich
Carlos Adauto: „Der heutige Abend hier in Apolda ist ein weiterer Beweis dafür, dass es richtig war, eine bilaterale Kooperation zwischen dem Bundesland Santa Catarina in Brasilien und dem Freistaat Thüringen in Deutschland zu vereinbaren und auf den Weg zu bringen. Die Menschen in beiden Bundesländern sind sich sehr ähnlich, sie sind aufgeschlossen und herzlich. Überall wurden wir äußerst freundschaftlich aufgenommen. Alle Treffen waren interessant und sehr konstruktiv. Das Wirtschafts- und Wissenschaftspotenzial der beiden Bundesländer ist ein gutes Fundament für die Entwicklung einer langfristigen Kooperation.“
Der Minister lud die beiden Unternehmer ein, sich in Santa Catarina von den zahlreichen Qualitäten dieses Landes – auch den kulinarischen – ein Bild zu machen.
Zum Abschluss des Besuchs der brasilianischen Gäste ging es in das „Herz“ der Brauerei – das Brauhaus. Hier werden eine Vielzahl von Biersorten gebraut – von Hell und Pils bis Dunkel und Hefeweizen. Braumeister Gunther Hermann berichtete, dass der Hopfen, mit dem die Apoldaer das Bier brauen, auf dem Boden der Elbe-Saale-Region wächst und das Malz von der Braugerste des Thüringer Beckens stammt. Das gute Trinkwasser werde aus dem Höhenzug Finne für das Bier gewonnen. Mehr Geheimnisse des Bierbrauens wollte er aber dann doch nicht verraten ...
Wolfgang Wagner