Lebendiges Erbe: Blumenau vertieft Beziehungen zu Deutschland

Oberbürgermeister Hildebrandt besucht Geburtsorte von Dr. Hermann Blumenau und Fritz Müller – Ausbau der Zusammenarbeit in Wirtschaft und Tourismus

Blumenau und Hasselfelde sind künftig noch enger verbunden. Das bekräftigten Jutta Blumenau-Niesel (Mitte) sowie Vertreter beider Städte und des WWZ-BD. Foto: Paulo Funke

Mit dem Besuch von Blumenaus Oberbürgermeister Mário Hildebrandt in Deutschland wird eine neue Seite der Beziehungen zwischen der brasilianischen Großstadt und der Heimat ihrer Gründerväter aufgeschlagen. So lässt sich der Tenor der Gespräche zusammenfassen, die die Delegation aus der 350.000 Einwohner zählenden Großstadt im Bundesstaat Santa Catarina in Deutschland geführt hat – in Hasselfelde und Bad Harzburg sowie in Windischholzhausen und Erfurt. Zu den wichtigsten Ergebnissen des Besuchs zählt die Vereinbarung einer Städtepartnerschaft zwischen Blumenau und Hasselfelde, das zur Stadt Oberharz am Brocken gehört. Das entsprechende Dokument unterzeichneten Mário Hildebrandt für Blumenau und Ronald Fiebelkorn als Bürgermeister der Stadt Oberharz.

Bild links: Die Vereinbarung über die Städtepartnerschaft unterzeichneten Mário Hildebrandt (l.) für Blumenau und Ronald Fiebelkorn für Hasselfelde.
Bild rechts: Der Oberbürgermeister und die Urenkelin vor einem Foto von Dr. Hermann Blumenau in Hasselfelde. Fotos: Paulo Funke

Mário Hildebrandt: "Hasselfelde verfügt über ein großes historisches Archiv, das die Geschichte der Ankunft der ersten Einwanderer und den Beginn unserer Kolonie erzählt. Ziel ist es, mit dem Abkommen zur Städtepartnerschaft die Vergangenheit und die Gegenwart des heutigen Blumenau zu vereinen, das eine Referenz in den Bereichen Technologie, Beschäftigung und Einkommensgenerierung ist und das zweitgrößte Oktoberfest der Welt ausrichtet."

Ronald Fiebelkorn: "Mit großer Freude und etwas Neugier habe ich dem Besuch der Abordnung der Stadt Blumenau mit Herrn Oberbürgermeister Hildebrandt an der Spitze entgegengefiebert. Bei fast heimatlichen klimatischen Bedingungen konnte ich die Delegation in Hasselfelde begrüßen. Es ist für die Stadt Oberharz am Brocken eine besondere Wertschätzung und Ehre, wenn man sich  am fast anderen Ende der Welt auf seine Wurzeln besinnt. Ein besonderer Höhepunkt war die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages zwischen beiden Städten. Hier wurde der Wille bekundet, in Zukunft enger auf allen Gebieten zusammenzuarbeiten. Gern nehmen wir die Einladung zu einem Gegenbesuch für das nächste Jahr an. Ich wünsche allen Brasilianerinnen und Brasilianern Gesundheit, Frieden und Wohlstand."       

Gesprächsthemen in Hasselfelde waren die engere Zusammenarbeit im Tourismus und im Bildungswesen sowie die Unterstützung des Blumenau-Museums Hasselfelde. Der heute zur Gemeinde Oberharz gehörende Ortsteil Hasselfelde ist Geburtsort von Dr. Hermann Blumenau, der 1850 die nach ihm benannte Siedlung am brasilianischen Fluss Itajaí gründete.

Historischer Besuch in Windischholzhausen 

Um die Vertiefung der Kontakte zwischen Blumenau und Deutschland ging es auch beim Besuch von Oberbürgermeister Hildebrandt in Windischholzhausen. In diesem Ortsteil Erfurts wurde vor 200 Jahren Fritz Müller geboren, ein deutsch-brasilianischer Naturforscher, der nach seiner Auswanderung viele Jahre in Blumenau gelebt und geforscht hat. Hier legte die Delegation gemeinsam mit Bürgermeister Axel Hoppe Blumen am Gedenkstein für Fritz Müller nieder und besuchte die Dorfkirche. Mário Hildebrandt verwies darauf, dass Besuch in Windischholzhausen insofern historisch sei, da es sich um den ersten Besuch eines brasilianischen Bürgermeisters im Geburtsort von Fritz Müller handele. Die Delegation machte dann noch einen Abstecher ins benachbarte Erfurt, um den sowohl für Dr. Blumenau als auch für Fritz Müller wichtigen Pharmazeuten Johann Bartholomäus Trommsdorff zu ehren.

Ehrung für Fritz Müller in Windischholzhausen: (v.l.n.r) Marcelo Greuel, Tourismussekretär Blumenaus, Hans-Dieter Beuthan, Vizepräsident des WWZ-BD, Mário Hildebrandt, Oberbürgermeister von Blumenau, Axel Hoppe, Bürgermeister von Windischholzhausen, Sylk Schneider, Autor und Kurator. Foto: Paulo Funke

Das Erbe der Gründerväter sieht man in Blumenau als Ansporn für die Entwicklung der deutsch-brasilianischen Beziehungen. Deshalb ging es in den Gesprächen mit den deutschen Partnern auch um konkrete Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem, wissenschaftlichem und kulturellem Gebiet. So benötigt Blumenau zum Beispiel muttersprachliche Lehrer für den Deutschunterricht. Beide Seiten signalisierten Interesse an einem Austausch von Arbeitskräften und Auszubildenden in den Bereichen Hotellerie und Gastronomie. Hans-Dieter Beuthan, geschäftsführender Vizepräsident des Wirtschafts- und WissenschaftsZentrums Brasilien-Deutschland (WWZ-BD) informierte über das Potential des Technologietransfers zwischen deutschen Mittelständlern und Brasilien. Dabei verwies er auch auf die Erfahrungen, die das WWZ-BD bei Biogas-Projekten in Santa Catarina sammeln konnte.

Begegnung mit Urenkelin von Dr. Blumenau 

Herzlicher Empfang in Bad Harzburg: (v.l.n.r.) Jutta Blumenau-Niesel, Sueli Hildebrandt, Mário Hildebrandt, Dr. Hans-Joachim Niesel, Hans-Dieter Beuthan. Foto: Paulo Funke

Emotionaler Höhepunkt der Reise war die Begegnung der brasilianischen Delegation mit Jutta Blumenau-Niesel und ihrem Ehemann Dr. Hans-Joachim Niesel in Bad Harzburg. Die 85-jährige Urenkelin von Dr. Hermann Blumenau begrüßte mit Mário Hildebrandt bereits den vierten Bürgermeister Blumenaus in ihren privaten Räumen. Jutta Blumenau-Niesel : „Ich bewerte den erneuten Besuch eines Stadtoberhaupts von Blumenau in unserer Wohnung als ein Zeichen des Respekts der Stadt vor dem großen Werk meines Urgroßvaters, aber auch als Dank für meinen jahrelangen Einsatz für die Zusammenarbeit mit der bekanntesten Stadt deutscher Herkunft in Brasilien und bin dafür dankbar.“

Jutta Blumenau-Niesel ist Präsidentin des Wirtschafts- und WissenschaftsZentrums Brasilien-Deutschland (WWZ-BD) e.V. und Vorsitzende der Blumenau-Gesellschaft e.V. Am 21. August 1990 verlieh ihr die Stadt Blumenau die Ehrenbürgerschaft.


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