Neue Impulse für Beziehungen zwischen Vorpommern und Santa Catarina
Interview mit Gerold Jürgens, Präsident des Unternehmerverbandes Vorpommern e.V. und Vorstandsmitglied des WWZ-BD, zum Besuch einer Unternehmerdelegation in Südbrasilien
Bild links: Gespräche im Rathaus von Blumenau - Oberbürgermeister Mário Hildebrandt am Mikrofon. Bild rechts: Den Unternehmerverband Vorpommern stellt sein Präsident Gerold Jürgens vor (am Mikrofon).
Herr Jürgens, eine Delegation des Unternehmerverbandes Vorpommern hat Anfang dieses Jahres mehrere Orte im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina besucht? Welche Ziele verfolgten die Unternehmer mit dieser Reise?Zwischen Vorpommern und der Region rund um die 350.000-Einwohner-Stadt Blumenau in Südbrasilien bestehen seit mehr als 20 Jahren enge Beziehungen in Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Kultur. Das reicht von der Zusammenarbeit im Bereich alternative Energien, über Geschäftsbeziehungen in Textilindustrie und Gastronomie bis zu Hilfen bei der Vermittlung der deutschen Sprache. Unter der Corona-Pandemie haben diese Beziehungen etwas gelitten, jetzt wollen wir sie wieder intensivieren. Der Delegation gehörten Vertreter von sieben Unternehmen aus Vorpommern an – zumeist Inhaber beziehungsweise Geschäftsführer. In den Gesprächen ging es um Investitionen in Blumenau und Pomerode, um das Thema Ausbildung und Austausch von Arbeitskräften und um den bevorstehenden 200. Geburtstag des deutsch-brasilianischen Naturforscher Fritz Müller. Dieser bedeutende Darwinist hat in Greifswald studiert und auf Rügen geforscht – mit seinem Leben und Wirken sind sowohl Vorpommern als auch Santa Catarina eng verbunden.
Mit wem haben sie sich in Brasilien getroffen?Wir hatten Gespräche mit den befreundeten Unternehmerverbänden von Blumenau und Pomerode und vielen einzelnen Unternehmern. Dabei ging es sowohl um den Ausbau der bestehenden Beziehungen als auch um Felder für die künftige Zusammenarbeit. Ein Thema war dabei die Ausbildung und der Austausch von Arbeitskräften im Gastronomiesektor, ein anderes die weitere Zusammenarbeit im Textilsektor. Sehr wichtig waren die Treffen mit den Bürgermeistern von Blumenau, Mário Hildebrandt, und Pomerode, Ércio Kriek. An diesen Gesprächen nahmen auch die stellvertretenden Bürgermeister beider Städte, mehrere Stadträte und die deutsche Honorarkonsulin in Blumenau, Susanne Klemz Adam, teil. Die Bürgermeister und ihre Verwaltungen haben uns versichert, dass sie als Kommunen die wirtschaftlichen Kontakte zwischen unseren Regionen unterstützen und fördern werden.
Bild links: Die Delegation aus Vorpommern mit Pomerodes Bürgermeister Ércio Kriek (3. v. l.) am "Greifswalder Platz" in Pomerode. Bild rechts: Treffen mit Unternehmern aus Blumenau und Pomerode.
Noch einmal zum 200. Geburtstag von Fritz Müller: Was wurde dazu besprochen?Wir haben uns erst einmal sehr gefreut zu erfahren, wie viele Aktivitäten rund um das Jubiläum in Blumenau und Santa Catarina geplant sind. Trotz der Einschränkungen durch Corona gibt es zahlreiche Ehrungen für den Naturforscher und Darwinisten. Ich habe über unsere Pläne informiert, Fritz Müller posthum mit einer Auszeichnung der Universität Greifswald zu ehren. Mit „wir“ meine ich hier neben dem Unternehmerverband und der Universität Greifswald das Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien – Deutschland (WWZ-BD) und den Verein Pommersche Heimat. Wir sind aktuell mit allen Partnern im Gespräch und hoffen, dass wir diese Ehrung im Herbst dieses Jahres vornehmen können. Die Blumenauer waren übrigens sehr angetan von unserem Vorschlag und haben uns dabei Unterstützung zugesagt.
Wie wurden sie in Blumenau und Pomerode aufgenommen? Wie war die Atmosphäre bei den Gesprächen?Generell kann ich sagen, dass das Interesse an unserem Besuch in Santa Catarina enorm war. Wir hatten sehr angenehme und konstruktive Gespräche mit führenden Repräsentanten von Kommunen und Unternehmensverbänden, über die die Medien Santa Catarinas ausführlich berichtet haben. Die Aufnahme war überall ausgesprochen herzlich. Beim Gruppenfoto auf dem „Greifswalder Platz“ vor dem Rathaus in Pomerode haben wir uns natürlich wie zu Hause gefühlt.
Gerold Jürgens (rechts) informierte über die Zusammenarbeit zwischen Unternehmerverband Vorpommern und WWZ-BD.
Wie geht es weiter? Ist ein brasilianischer Gegenbesuch geplant?Als Präsident des Unternehmerverbandes habe ich die Bürgermeister von Blumenau und Pomerode für den Oktober dieses Jahres zu einem Besuch nach Greifswald und Vorpommern eingeladen. Da ich auch Vorstandsmitglied des Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien – Deutschland (WWZ-BD) bin, hoffe ich, dass es dann auch mit einem Besuch in Berlin klappt. Bis dahin wird es im Ergebnis dieser Reise viele bilaterale Kontakte zwischen deutschen und brasilianischen Unternehmen geben. Um die Weiterentwicklung der Beziehungen zwischen beiden Regionen auf eine stabile Grundlage zu stellen, haben wir als Unternehmerverband mit dem WWZ-BD eine Arbeitsvereinbarung unterzeichnet. Wir erhoffen uns davon weitere Impulse für die Zusammenarbeit zwischen Vorpommern und die Region rund um Blumenau.
Fotos: Promo