Brasilien testet fünf Impfstoffe gegen Coronavirus

Verhandlungen über Technologietransfer mit Großbritannien und Russland - Produktionsstart von Impfstoff für Dezember 2020 geplant

Von den sieben weltweit am weitesten in der Entwicklung fortgeschrittenen Impfstoffen gegen Covid-19 werden derzeit fünf in Brasilien getestet. Die brasilianische Nationale Behörde für Gesundheitsüberwachung Anvisa (Agência Nacional de Vigilância Sanitária) gab am 18. August die Genehmigung für Tests der dritten Stufe des Antigens „Ad26.COV2.S“ bekannt, das vom belgischen Pharmaunternehmen Janssen Pharmaceuticals der Johnson & Johnson-Gruppe entwickelt wurde. An den Tests nehmen 7.000 Freiwillige über 18 Jahre in sieben brasilianischen Bundesstaaten teil.

Am 12. August hatte der Bundesstaat Paraná mit Russland ein Abkommen geschlossen, um bei der Entwicklung von Tests auf Covid-19 und bei der Produktion eines Impfstoffs zusammenarbeiten. Brasilianischen Medien zufolge, solle auch über einen Technologie-Transfer mit Russland verhandelt werden. Damit der russische Corona-Impfstoff „Sputnik V“ angewendet werden kann, muss die Impfung – wie vorherige Tests in der Bevölkerung – den Vorschriften der brasilianischen Überwachungsbehörde Anvisa entsprechen.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) befinden sich derzeit sechs Impfstoffe gegen Covid-19 in Phase 3 der Tests am Menschen, dem letzten Schritt vor der Zulassung. Als den „fortschrittlichsten“ bezeichnet die WHO den Impfstoff der Universität Oxford und von AstraZeneca Life Science (Vereinigtes Königreich). Er wird derzeit an 5.000 Freiwilligen in São Paulo, Rio de Janeiro und Salvador getestet.

In São Paulo wurden die ersten Dosen dieses Impfstoffs bei Mitarbeitern der Gesundheitsberufe angewendet. Das Gesundheitsministerium unterzeichnete mit AstraZeneca eine Vereinbarung über den Technologietransfer zur Herstellung des Impfstoffs am Bio-Manguinhos-Institut (Fiocruz). Die Produktion von 15 Millionen Dosen wird voraussichtlich im Dezember in Rio de Janeiro beginnen. Es wird erwartet, dass diese erste Charge im Januar 2021 zur Anwendung kommt.

Der Impfstoff von Sinovac Biotech und vom Wuhan Biological Institute (China) wird in Brasilien in Zusammenarbeit mit dem Butantan Institute (SP) getestet. Zwanzigtausend Dosen wurden in das Land gebracht, die auf bis zu 9.000 Freiwillige in São Paulo, Minas Gerais, Paraná, Rio Grande do Sul, Rio de Janeiro und im Bundesdistrikt angewendet werden. Dreißig Millionen Dosen wurden bereits gekauft. Der Impfstoff soll im Januar 2021 verfügbar sein.

Anfang August begannen in Brasilien auch die Tests des Impfstoffs BioNTech von Pfizer (Deutschland/USA). Dazu werden Freiwillige in den Städten São Paulo und Salvador (BA) mobilisiert. Darüber hinaus gibt es eine Vereinbarung zwischen dem Instituto de Tecnologia do Paraná und Sinopharm (China) zu Tests mit einem weiteren Impfstoff.

Brasilianische Forscher entwickeln neue Tests und neues Beatmungsgerät

Parallel zu den umfangreichen Testreihen mit neuen Impfstoffen melden Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen Brasiliens weitere Fortschritte im Kampf gegen das Virus. So haben Forscher der staatlichen Universität Unicamp in São Paulo einen neuartigen Test zum Nachweis des Coronavirus entwickelt. Mit Hilfe von Farbänderungen in Hefe kann die Anzahl der Viren in der Probe bestimmt werden. Der Test wurde bereits zum Patent angemeldet. Das Hospital das Clínicas der Universität São Paulo (USP) hat mit einem Startup der Escola Politécnica ein neues Gerät zur Messung der Luftqualität entwickelt, mit dem der Nachweis von Coronaviren in Räumen und Umgebungen mit hoher Personendichte erleichtert wird.

Von dem an der USP entwickelten Beatmungsgerät „Inspire“ werden jetzt 1.000 Stück in Partnerschaft mit der brasilianischen Marine produziert. An dem Projekt hatten sich rund 200 Forscher verschiedener Universitäten beteiligt. Ziel war es, ein von Patenten freies, kostengünstiges und ausschließlich in Brasilien produziertes Gerät zu entwickeln. Die lebensrettenden Beatmungsgeräte sollen an besonders betroffenen Gemeinden gespendet werden.

Weitere Informationen dazu auf der Webseite der AHK Brasilien: https://www.ahkbrasilien.com.br/de/

 


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