11. September 2014
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PRESSEINFORMATION
Deutsche Umwelttechnologie „tropikalisiert“: Start für Biogasanlage im südbrasilianischen Pomerode
- Deutsch-brasilianisches Gemeinschaftsprojekt will Zeichen für Umweltschutz setzen
- Eco Conceitos group und WWZ – Brasilien-Deutschland e.V. mit weiteren Projekten im Süden Brasiliens
Pomerode (Santa Catarina) – In der südbrasilianischen Stadt Pomerode (Bundesstaat Santa Catarina) ist am 8. September 2014 eine hochmoderne Biogasanlage offiziell an den örtlichen Betreiber übergeben worden. Das Motto auf dem Bauschild lautete übersetzt „Für eine saubere und sichere Zukunft“ – ergänzt durch die Worte „tropicalizando tecnologia alemã“. Die Anlage ist ein Gemeinschaftsprojekt von deutschen und brasilianischen Partnern und die erste ihrer Art in Brasilien, bei der deutsche Umwelttechnologie auf die spezifischen Verhältnisse des tropischen Landes angepasst wurde.
Hans Prayon, Vorsitzender der Aufsichtsrates der deutsch-brasilianischen Eco Conceitos S.A. group: „Diese Anlage soll als Beispiel über Santa Catarina hinaus wirken. Zwar gibt es in Brasilien bereits Hunderte einfacher Biogasanlagen nach dem Tunnelmodell, doch nur die wenigsten davon funktionieren stabil über einen längeren Zeitraum. Wir wollen mit dieser anders konzipierten Anlage zeigen, dass dies machbar ist. Hier sind natürliche Ressourcen die Grundlage für die Produktion von Gas, Elektrizität und organischem Dünger. Im Grunde hilft uns die modernste Technologie dabei, zurück zur Natur zu finden.“
Zur Eco Conceitos S.A. group mit Sitz in Pomerode gehören Archea do Brasil Ltda. als Technologiepartner und BiogasPomerode Ltda. als Betreiber. Kooperationspartner auf deutscher Seite sind die MVV decon GmbH (Mannheim) und das Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien-Deutschland e.V. (WWZ – BD) mit Sitz in Berlin
Die privat finanzierte Anlage ist Bestandteil eines Projekts, das durch das Programm „Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft“ der DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH gefördert wird. Die Gesamtinvestition beträgt 450.000 Euro, davon werden anteilig bis zu 200.000 Euro Fördermittel aus dem Programm zur Verfügung gestellt. Das Programm ist Teil der internationalen Klimaschutzinitiative (IKI), die das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages fördert.
Wirtschaftliche Lösungen für Umweltprobleme
Hans-Dieter Beuthan, Geschäftsführender Vizepräsident des WWZ – BD e.V., sieht das Projekt in Pomerode als industrielle Musteranlage. „Santa Catarina ist Brasiliens größter Schweineproduzent und Schweinegülle eines der größten Umweltprobleme des Landes. In Pomerode zeigen wir, dass es für dieses Problem auch wirtschaftliche Lösungen gibt.“ Das WWZ – BD hatte eine Wirtschaftlichkeitsanalyse in Auftrag gegeben, die Genehmigungsverfahren begleitet und den Technologietransfer unterstützt. Hans-Dieter Beuthan: „Dabei haben wir festgestellt, dass Brasilien bereits über eine moderne Umweltgesetzgebung verfügt. Nachholbedarf gibt es vor allem bei der Umsetzung in den Kommunen. Deshalb kommt es für uns auch nicht überraschend, dass das Interesse an unserer Anlage bereits vor dem offiziellen Start enorm groß ist.“
Die Anlage wurde bereits in Testbetrieb genommen und produziert derzeit rund 360 Kubikmeter Biogas pro Tag. Geplant sind 1.000 Kubikmeter pro Tag, was rund 500 Kubikmeter Erdgas entspricht. Nach einer umfassenden Biogasaufbereitung wird das gewonnene Erdgas in transportable Behälter abgefüllt und zum jeweiligen Verbraucher geliefert. „Gefüttert“ wird die Anlage mit einem Substrat aus 100 Prozent Schweingülle. Auch der Einsatz von Bananenschalen, Hühnergülle sowie Bio-Abfällen aus Restaurants ist möglich. Zusätzlich zum Gas fällt bei der Produktion jetzt schon hochwertiger organischer Dünger an, der geruchlos ist und stark nachgefragt wird. In einer zweiten Ausbaustufe soll im kommenden Jahr in der Anlage auch Strom produziert werden.
Die Eco Conceitos group und das WWZ – BD arbeiten darüber hinaus schon bei weiteren Projekten zur Biogasproduktion und zur Abfallentsorgung im Bundesstaat Santa Catarina zusammen.
Großes Potential für Biogas in Brasilien
Zur Stromgewinnung wird Biogas in Brasilien bisher nur in einigen Pilotprojekten – vor allem auf Mülldeponien – verwendet. Nach Angaben der brasilianischen Stromregulierungs-behörde ANEEL stammen derzeit lediglich 0,06 Prozent des produzierten Stroms aus Biogas. Große Potentiale ergeben sich für Biogas durch die Gesetzgebung zur Behandlung von Abfällen aus dem Jahr 2010, schätzt die Deutsch-Brasilianische Industrie und Handelskammer in São Paulo ein. So ist im Nationalen Plan für Abfallmanagement (PNRS) vorgesehen, dass die Kommunen bis Ende 2014 alle offenen Müllhalden schließen sowie alle Abfälle behandeln, verwerten oder auf adäquaten Deponien lagern müssen. Energetisch wirtschaftlich verwertbare Stoffe sollen entsprechend genutzt werden. Allerdings verfügen bisher weniger als die Hälfte aller Kommunen über solche Anlagen, woraus sich ein enormes Potential für neue Projekte mit Biogasgewinnung ergibt. Das Biogas-Potenzial aus Abwässern und organischen Abfällen wird in Brasilien auf rund 50 Millionen Kubikmeter Methan pro Tag oder etwa 3.400 Megawatt unerschlossener Kapazität geschätzt.
Über das WWZ – BD e.V.
Das Wirtschafts- und WissenschaftsZentrum Brasilien – Deutschland e.V. (WWZ – BD) wurde am 5. Juni 2000 unter der Schirmherrschaft des damaligen Botschafters der Föderativen Republik Brasilien, Roberto Abdenur, offiziell eröffnet. Der Verein fördert und unterstützt die deutsch-brasilianischen Beziehungen insbesondere in Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, in der Berufsausbildung, im Umweltschutz sowie beim Kulturaustausch. Derzeitige Präsidentin des Vereins ist Frau Jutta Blumenau-Niesel, Geschäftsführender Vizepräsident Rechtsanwalt Hans-Dieter Beuthan. Der Sitz des WWZ – BD e.V. befindet sich in Berlin. Darüber hinaus ist der Verein mit einem Büro in Pomerode (Santa Catarina) vertreten. Enge Kontakte bestehen zu Partnern in São Paulo, Rio Grande do Sul, Santa Catarina sowie in weiteren brasilianischen Bundesstaaten.
Weitere Informationen auf der komplett neu gestalteten Homepage des Vereins unter www.wwz-bd.de